„Aus Fehlern lernen!“ oder: „Keinen Fehler zweimal machen!“ – solche Aufforderungen an Gründerinnen und Gründer sind in der Startup Community häufig zu hören. Wie steht es damit eigentlich bei uns Investoren?
Aus Fehlern lernen?
„Anti-Portfolio“: VC bvp ging mit gutem Beispiel voran
Wir kennen die Blunder List von CB Insights. Dort stellt das Research-Unternehmen derlei Fehler vor und bedient sich dabei bei Startups und Investoren als Quellen.
Selbst Fehler zugeben ist allerdings besser als wenn Dritte mit dem Finger auf uns zeigen? Das „Anti-Portfolio“ von Bessemer Venture Partners, dem namhaften und potenten amerikanischen VC mit Büros an der West- und Ostküste, kommt der Sache schon deutlich näher. Dem eigenen Anspruch zufolge ist „intellectual honesty“ der wichtigste Wert dieses VC. Da ist es smart, ausgelassene Chancen aufzulisten, statt Fehler bei den aktiven Investments benennen zu müssen, zumal die für Investoren viel folgenreicher sind . Bei dem Anti-Portfolio handelt es sich um die Liste der von bvp abgelehnten Investment Opportunitäten, darunter: Apple, Google, Facebook, Uber und Airbnb und viele sehr große Namen mehr. Gründe für die Zurückweisung lukrativer Opportunitäten in der Vergangenheit nennt bmp allerdings nur exemplarisch und mit einem Augenzwinkern. Da ginge vielleicht noch mehr?
Angel – Fehler und wie andere daraus lernen können
Dem guten Beispiel von bmp können auch wir Angels folgen und sogar noch einen draufsetzen, indem wir eben auch die Gründe für nicht realisierte Investments ins Feld führen. Allerdings kann diese Liste nicht sehr lang sein. Angel-Portfolios sind ja von Haus aus klein im Vergleich zu VC-Portfolios. Daher müssen das auch Anti-Portfolios sein. Was Angels aber tun können, ist, ohne allzu transparent zu werden, gescheiterte Investments zu schildern und die Gründe dafür zu benennen.
Sehr schmerzhaft ist das Angel-Lernen aus Fehlern immer – schmerzhafter als das von Startups und auch schmerzhafter als das von VCs. Denn unsere Fehlinvestments kosten Geld und werden normalerweise nicht in Portfolio – Zielrenditen eingepreist, wie dies bei VCs der Fall ist.
Ich werde in den nachfolgenden Posts, ohne Namensnennung, Cases vorstellen, in die ich investiert bin und die, leider, mehr oder weniger zu einem ein Flop wurden. Diese werde ich anderen Cases gegenüber stellen, die strukturell ähnlich gelagert sind, in die ich aber nicht investiert habe, obwohl sie mir angeboten wurden und die, aus meiner Investorenperspektive, wiederum „leider“, ziemlich erfolgreich wurden.
Interessant und lehrreich ist eine solche Gegenüberstellungen besonders dann, wenn die Branchen der verglichenen Unternehmen ähnlich wenn nicht identisch sind, wenn die eingesetzten Technologien verwandt sind und wenn auch die Gründerteams vergleichbar fähig und gut zusammengesetzt sind. Dann sind folgende Fragen relevant und interessant:
1.Wieso lief oder läuft es hier und nicht dort?
2. Was habe ich bei meiner Investitionsentscheidung falsch gemacht?
3. Wieso habe ich es falsch gemacht und
4. Würde ich den oder die gleichen Fehler noch einmal begehen?
Grundsätzlich unterstelle ich bei meinen Überlegungen, dass Angels über ihre initiale Investitionsentscheidung den größten Hebel für eigenen Erfolg oder Misserfolg als Investor in der Hand haben. Wenngleich Angels auch im Rahmen der späteren Begleitung ihrer Beteiligungen einen gewissen Einfluss haben können – pro bono-Beratung, Investoren- und Kundennetzwerke können in der Frühphase für Grunderinnen und Gründer wertvoll sein und als Weichenstellungen für den späteren Investitionserfolg eine Rolle spielen – so wird diese Begleitung mit fortschreitender Verwässerung bis zum Exit nach und nach gegenüber der initialen Entscheidung doch vergleichsweise unbedeutend.
Mehr dazu in meinen kommenden Posts.